Donnerstag, 18. Januar 2007

Hartz - der Name bleibt

Heute vermeldet die Presse den gestrigen Auftritt des ehemaligen VW-Personalvorstandes Peter Hartz (65) vor dem Landgericht Braunschweig. Der Vorwurf: Untreue in 44 Fällen und Begünstigung des Betriebsrates in 23 Fällen. Hartz, früherer Freund des ehemaligen Bundeskanzlers Schröder, war Erfinder von Arbeitszeitmodellen wie der Vier-Tage-Woche bei VW in Wolfsburg, des Projektes 5000 x 5000 oder der "atmenden Fabrik". Sein Name steht für die Arbeitsmarktreformen der Regierung Schröder und bleibt wohl für immer mit deren Misserfolg verbunden. Vor seiner Entscheidung zur Mitarbeit soll Hartz den VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech nach seiner Meinung dazu gefragt haben. Nach 10 Minuten Bedenkzeit riet ihm Piech vorausschauend ab, "weil im Fall eines Erfolgs Schröder der Gewinner sei und im Fall eines Desasters der Name Hartz bleibe" (SZ).

Doch der "hemmungslose Rechthaber" und von "rasender Eitelkeit" (SZ) getriebene Hartz hielt sich nicht zurück und muss nun damit leben, dass sein Name auf Spruchbändern bei Demonstrationen erscheint und Inbegriff von Elend und Sozialabstieg geworden ist. Angeblich soll er überlegt haben, den Begriff "Hartz IV" verbieten zu lassen. Aber der gute Ruf ist sowieso dahin, selbst nach dem Deal mit Staatsanwaltschaft und Gericht, den Fall als "Untreue" zu behandeln und nach einem ausführlichen Geständnis auf eine Hauptverhandlung mit Zeugen - womöglich u.a. Prostituierten - zu verzichten und damit den unappetitlichen Teil der Verfehlungen aus der öffentlichen Wahrnehmung herauszuhalten. Man denke nur an die Behandlung dieses Themas in den Medien !

Eine Frage stellt sich mir doch immer wieder:
Wie kann ein Top-Manager im vollen Bewußtsein ständiger strafbarer Handlungen sich so weit in die Politik - und damit die Öffentlichkeit - begeben ?
Sind Gier und Machtstreben tatsächlich so stark, dass man verdrängt, welche Lawine sich langsam aber stetig aufbaut und über kurz oder lang ins Rollen kommt ?

So bleibt unabhängig von der rechtlichen Seite der Affäre der Makel der gescheiterten Reformen am Namen Hartz hängen, was vielleicht die größere Strafe ist.

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